In ihren weißen Kapuzengewändern verbreiten die Rassisten des Ku-Klux-Klans Angst und Schrecken. Die weiße, geballte, aufwärts gerichtete, meist rechte Faust ist eines ihrer Symbole und mittlerweile eines der weltweit am häufigsten verwendeten Erkennungsmerkmale im Neonazi-Umfeld.

"Der Begriff "White Power" und das Symbol der White-Power-Faust entstand als Provokation des Ku-Klux-Klans gegenüber dem Black-Power-Slogan", so Andreas Wittmann, der gemeinsam mit Peter Bühl, von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus den dreitägigen Workshop für die neunten Klassen und die Lehrerfortbildung zum Thema als Referent gestaltete.

Symbole, Rituale, Kleidung, Gestik oder das geschriebene und gesprochene Wort, im Netz oder auf bedeckter Haut, man wird nicht immer gleich fündig, wenn es um markante Merkmale als Ausdruck rassistischen Gedankenguts geht. "Springerstiefel und Glatze, Hakenkreuz und Bomberjacke – typische Erkennungsmerkmale von Leuten der rechten Szene", so Wittmann. "Das war einmal." Neonazis mischten sich heute fast unerkannt unters Volk. Das mache sie so gefährlich. Doch wenn man genauer hinschaue, könne man sie entlarven.

Immer mehr ausländerfeindliche Seiten geben sich als Satireplattformen im Netz aus, um Rassismus gesellschaftsfähig zu machen. Auf sozialen Netzwerken gibt es kein Thema, das nicht Gegenstand selbsternannter "Satire" ist. "Humor darf alles", heißt es dazu oft von Verfassern solcher Postings. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass rassistischer Humor bei Personen, die bereits rassistische Voreinstellungen haben, die Hemmschwelle zu Gewalt sinken lässt.

Es gelingt den Beamten immer wieder und über mehrere Stunden hin die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auf sich zu ziehen. Simon ist kein überzeugter Extremist. Er ist leicht beeinflussbar, hat einen Haufen persönlicher Probleme. Er ist ein Einzelgänger, hat keine Freude, ist unzufrieden mit sich und der Welt und fühlt sich unverstanden. Er will Gemeinschaft und Zusammenhalt erleben, Zugehörigkeit zu einer festen Gruppe. Simon hat die Hauptrolle in einem Kurzfilm inne, den das Referententeam für die Schüler bereitstellt.

Mit seiner labilen Persönlichkeit doggt der Jugendliche im linksextremistischen und islamistischen Umfeld an, bevor er seine neue Heimat bei den Rechtsradikalen findet. Hier erfährt er nicht nur menschliche Nähe und vermeintliche Geborgenheit, sondern es ist auch für reichlich Action gesorgt. "Das sind echte Kameraden, hier wird nicht aufeinander geschissen", erzählt der Junge stolz von seinen neuen Bekanntschaften. Und dann nimmt sein neues Leben Fahrt auf.

Jena im Jahre 1990. Jugendliche haben kaum Perspektiven. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit tausenden jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit und werden entsetzlich fündig. Auch dieses Geschehen wurde filmisch anschaulich und greifbar umgesetzt,

"Es gibt den Simon, der sucht, und den Simon, der findet", so Bühl. Auch er fühlt sich wertlos und auf der Suche nach Leuten, die zu ihm halten. "Mit den Zweien habe ich zum ersten Mal im Leben ein Zusammengehörigkeitsgefühl bekommen", sagt Beate Tschäpe später. Und auch "Susi" stößt in dieses Horn. Auch sie möchte dazugehören, sucht nach emotionaler Bindung, Geborgenheit und einer neuen Ausrichtung ihrer Lebensinhalte. Susi ist ihr Deckname. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet und verdeckt ihr Gesicht mit einem großen Hut und einer dunklen Sonnenbrille. Freimütig erzählt sie den Schülern von ihrem 10-jährigen Schattendasein im braunen Sumpf.

Susi lebte als Mädchen völlig isoliert und zurückgezogen auf einem Selbstversorgerhof. Ihr erstes Ziel: Weg von den Eltern, das Außenseiterdasein, das so unerträglich geworden war, endlich abschütteln. Der erste Kontakt mit den "rechten Glatzen" fand in einer Kneipe statt. Das sei ein ganz normales Kennenlernen gewesen. Es gelte, etwas für Deutschland zu tun, hatte man ihr zeitig eingebläut. Sie wurde von vornherein akzeptiert, fand alle sympathisch und engagierte sich für die "Machtergreifung Deutschlands".

Der Aufgabenbereich der jungen Frau, die heute so freimütig von ihrer Vergangenheit erzählt, wuchs beständig. Konzerte, der Alkohol floss in Strömen, der Kontakt zu den Eltern brach vollständig ab. Den inneren Halt, das Zusammenhörigkeitsgefühl habe sie in der ganzen Zeit nie erlebt. Überall Nazi-Insignien, so habe die Wohnung ausgeschaut. Dann kam die Heirat mit einem mit einem jungen Mann aus der Szene, früh wurde sie Mutter. Von früh bis spät bewegten sich ihre Gedanken im nationalsozialistischen Themenkreis. Nach zehn Jahren macht sie Schluss und beginnt ein neues Leben. Ein versöhnliches Ende nach einer langen Irrfahrt. Auch so etwas gibt´s zum Glück immer wieder.

Johannes Vesper