Im Jahre 2013 legte Philipp an unserer Schule den mittleren Schulabschluss ab. Seither ist er auf den großen Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In seiner unbekümmerten Art und seinem Optimismus bastelt er unaufhörlich an einer neuen Erfolgsstrecke.

Der Lärm ist ohrenbetäubend, Motoren heulen auf, Benzindämpfe flirren in der Luft, der Geruch von Gummi dringt in die Nasenlöcher. Du stehst am Rande der Strecke, Die Hand der Piloten dreht nervös am Gasgriff, die Maschinen wummern, die Startflagge fällt, der Fahrer lässt die Kupplung los und braust davon.
Das ist Motorsport in seiner reinsten Form. Die Geschwindigkeit, das Adrenalin und die unermüdliche Jagd nach Perfektion scheinen die Welt der Sinne gänzlich zu fluten.

Was sind das für Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen? Es sind die Rennfahrer, moderne Gladiatoren der Rennstrecken und jeder Fahrer entfaltet sein ganz eigenes Stück Geschichte. Die Rennstrecken sind ihre Bühnen, das Motorrad ihr wichtigstes Requisit.

Doch was treibt sie an? Der Motor des Motorsports ist zweifelsohne die Verbindung von Mensch und Maschine. In jedem Boxenstopp steckt Strategie, jede Pole Position ist hart erkämpft, und jedes Überholmanöver ist ein Tanz auf des Messers Schneide. Die Technologie hinter all dem bietet den Nährboden für immer neue Innovationen. Dies ist die Welt des Motorsports - eine Welt voller Dramen und endloser Hoffnungen.

Wer auch immer es wagt, die spektakuläre Szenerie als Aktiver zu betreten, erfährt die ganze Spannbreite zwischen Bewunderung und Unverständnis. In der Öttl-Rennhistorie muss man ein ganzes Stück weit zurückgehen um sich den Werdegang der Rennsportfamilie zu erschließen. Es ist ein lauer Spätsommertag im Jahre 2007 am Hintersee. Philipp hat gerade seine Realschullaufbahn in Gang gesetzt und befindet sich im Rahmen der Kennenlerntage mit seiner neuen fünften Klasse in der Ramsauer Bergwelt.

Doch schon bald wird der Junge, ein ebensolcher Sympathieträger wie sein Vater, aus der landschaftlichen Idylle herauskatapultiert. Sein Vater holt ihn ab. Jetzt steht Training auf dem Programm. Philipp ist gerade 11 Jahre alt. Vater Peter ging von 1982 bis 1997 bei mehr als 100 Grands Prix-Rennen der Motorrad-Weltmeisterschaft an den Start. Er feierte drei Grand-Prix-Siege und fuhr bis zum letzten Saisonlauf auf Weltmeisterschaftskurs. Ein Sturz beim Großen Preis der Tschechoslowakei in Brünn verhinderte den Titelgewinn.

„Nach einer gefühlten Ewigkeit von vier Jahren steht der heimische Motorrad-Profi wieder auf dem Podest,“ weiß der Journalist und Buchautor Hans-Joachim Bittner zu berichten. Endlich habe es der 29-Jährige wieder geschafft.
„Beim fünften Supersport-WM-Wochenende im tschechischen Most war der Rennpilot aus Ainring wieder ganz vorn dabei – Rang 3 im zweiten Rennen“, weiß der Sportjournalist zu berichten. Eine große Erleichterung für den Fahrer und sein Team nach schwierigem Saisonbeginn inklusive Sturz-Verletzung. »Wir haben einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht«, freute sich Öttl nach seinem Bronzerang sichtlich berührt. Denn seine unbeschreibliche Geduld habe sich nach so vielen Rückschlägen endlich auch einmal bezahlt gemacht, so Bittner. Mitte Juni geht's im italienischen Misano in die nächste Runde.

Johannes Vesper

Foto: Öttl Motorsport