Es ist nicht ganz leicht, Schülerinnen und Schülern eine derart komplexe Thematik wie den Klimawandel zu vermitteln. Schon seit Längerem existiert der LMU-Klimakoffer an unserer Schule. Physik – und Mathelehrerin Frau Haitzer ist tief in die Materie eingetaucht.
Schon im letzten Schuljahr konnten Lehrkräfte an unserer Schule den Klimakoffer nutzen.
Was steckt hinter dem Konzept?
Frau Haitzer: Die größte Herausforderung unserer Zeit ist der Klimawandel und seine Folgen. Auch kommende Generationen wird er beschäftigen. Um jungen Leuten mit dem existenziellen Thema altersgemäße Begegnung zu verschaffen, gibt es seit einiger Zeit für die weiterführenden Schulen in Bayern den sogenannten Klimakoffer, der Schülerinnen und Schülern dabei helfen soll, den Klimawandel zu verstehen und Handlungsalternativen zu entwerfen.
Was bringen die Schüler an Vorwissen in das Thema ein?
Laut Studie ist jedem fünften Jugendlichen der Begriff Klimawandel fremd. Die Mehrheit der Befragten gab im Rahmen der Untersuchung an Angst vor der globalen Erwärmung zu haben. Sie wünschen sich mehr Informationen und Aufklärung.
Wie lassen sich junge Menschen dazu motivieren, über den Klimawandel nachzudenken?
In den Klimakoffern sind Anleitungen und Material für verschiedene Experimente enthalten, mit denen Schüler und Lehrer physikalische Prozesse, Ursachen und Folgen des Klimawandels unmittelbar erforschen können. Auch in den Medien findet man reichhaltiges Material zum Thema. Wichtig ist die Vorbildfunktion der Erwachsenen. „Friday for future“ hat für junge Leute große Bedeutung.
Ist das ganze Thema nicht viel zu komplex und abgehoben, um es Schülerinnen und Schülern nahezubringen?
Es ganz wichtig, dass wir für Kinder und Jugendliche etwas anbieten, mit dem sie konstruktiv und aktiv umgehen können. Ein überwiegender Teil der befragten Mädchen und Jungen sehen den Klimawandel als dringendes globales Problem. Umweltfreundliches Verhalten spielt für sie im Alltag eine zentrale Rolle: man vermeidet bewusst Plastikartikel und achtet auf eine fleischreduzierte Ernährung. Trotz persönlicher Anstrengungen sehen die Jugendlichen den Klimawandel jedoch nicht als individuelles Problem an, sondern sie fordern gleichzeitig strukturelle und politische Veränderungen.
Als Einzelkämpfer stehe ich also auf verlorenem Posten?
Kinder sind in erster Linie Mitglieder in Sozialverbänden. Dabei spielen vor allem die Familie, Eltern, die Schule und Freunde eine wichtige Rolle. Das Elternhaus und die Schule tragen in erster Linie zur Umwelterziehung bei.
Der Klimakoffer lässt sich in jedem Unterricht von jeder Lehrkraft einsetzen?
Zum Koffer gehört ein Handbuch. Es ist ein All-inclusive-Paket auf dem elementarsten Niveau, das man sich vorstellen kann, und es ist kompakt. Damit kann jemand kommen, den Koffer nehmen, in den Klassenraum gehen, die Versuche aufbauen und los geht's. Das Einzige, was man braucht, ist ein Wasserhahn. Im Klimakoffer ist praktisch alles, was man wissen muss, wenn man über den Klimawandel spricht.
Welche Rolle spielt die Wärmebildkamera in den Koffersets?
Wir halten die Arbeit mit der Wärmebildkamera für einen wertvollen didaktischen Baustein zum Verständnis des Treibhauseffekts. Zehneinhalb der zwölf Aktivitäten aus dem LMU-Koffer können allerdings auch ohne sie durchgeführt werden.
Johannes Vesper Foto: LMU München