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In früheren Zeiten gingen die Leute nicht ins Schwimmbad, sondern in die Badeanstalt. Im modernen Schwimmunterricht hat das Badevergnügen kaum mehr Platz, obwohl unsere Schüler die Vormittagsstunden im Badylon sichtlich genießen.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert errichteten zahlreiche Orte ein Stadtbad, das sowohl der öffentlichen Hygiene als auch der körperlichen Ertüchtigung dienen sollte. Nicht zuletzt ermöglichten die Badeanstalten auch den schulischen Schwimmunterricht.
Sobald man ein Schwimmtraining ohne einen gezielten Kurs beginnt, können sich allerhand Fehler einschleichen. Das fange schon bei der Atmung an, so Sport-Fachschaftsleiter Rudi Päckert. „Die Schüler halten sich zwar über Wasser, aber die Köpfe tauchen nicht unter.“ Bei den meisten Schwimmtechniken habe man nur eine kurze Zeit für das Einatmen, da das Gesicht untertaucht und man auch ins Wasser ausatmet. „Wenn die Atmung nicht in Einklang mit der Motorik ist, verursacht das eine unheimliche Anstrengung“, so der Sportlehrer.
Punkt 2 ist die Körperhaltung. „Gerade beim Brustschwimmen – der Schwimmart, die in Deutschland in der Regel zuerst unterrichtet wird – gibt es viele Schüler, die ihren Kopf krampfhaft aus dem Wasser strecken“, so der Sport- und Mathelehrer. So könnten sie zwar ein- und ausatmen, wie es ihnen gefällt. Aber dadurch verkrampften sich die Muskeln im Nacken und die Wirbelsäule stehe dauernd unter Belastung.
Insgesamt ist die Motorik beim Schwimmen eine komplizierte Angelegenheit. „Man liegt schnell falsch im Wasser, wenn man zum Beispiel die Arme und Beine unterschiedlich bewegt, anstatt gleichzeitig“, so Herr Päckert.
Sportmotoriker empfehlen auch Erwachsenen, einen Schwimmkurs zu machen, wenn sie es in der Kindheit falsch gelernt haben, zum Beispiel mit dem Kopf über Wasser. Wer es einmal richtig gelernt habe, brauche keine regelmäßigen Auffrischungen.
Die DLRG empfiehlt, mit einem richtigen Schwimmkurs ab fünf Jahren zu beginnen. Das sei der Schritt vom Seepferdchen zum Bronze-Abzeichen. Denn erst ab diesem Alter sind Kinder in der Lage, die verschiedenen Bewegungen und die Atmung zu koordinieren. Nach etwa zehn bis zwölf Schwimmstunden haben die meisten das Schwimmen erlernt.

„Eltern bringen ihren Kindern das Schwimmen besser nicht bei“, so der Rat der DLRG. Lieber sollten die Kleinen einen Schwimmkurs bei einem ausgebildeten Trainer machen, damit sie es gleich richtig lernen.
Auch sich treiben zu lassen und unter Wasser auszuatmen, gehören zu den Grundfertigkeiten, die man bereits vor dem Schwimmkurs lernen kann. Dann sei das eigentliche Schwimmenlernen gar nicht mehr so schwer, sagt Andreas Bieder, Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Geht man einmal in der Woche für eine halbe Stunde ins Wasser, wird man vermutlich wenige Effekte sehen, so Bieder. Für Anfänger und Anfängerinnen empfiehlt er zwei- bis dreimal in der Woche ein Schwimmtraining.
Der Anteil der Nichtschwimmer unter den Grundschülerinnen und Grundschülern in Deutschland hat sich laut einer aktuellen Forsa-Umfrage binnen fünf Jahren verdoppelt. Im vergangenen Jahr hätten 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen können - fünf Jahre zuvor seien es zehn Prozent gewesen, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit.
So mahnt DLRG-Präsidentin Ute Vogt seit Längerem: "Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen. Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann.“

Johannes Vesper