Sie fährt mit einem schnittigen Mini aus dem Autohaus Bachfrieder vors Schulhaus, hat die Musik von AC/DC noch im Ohr und wird gleich den Schülern der 8 b die Möglichkeiten der E-Mobilität vorstellen. Die Rede ist von Rita Lunghamer, die für den Verein „Deutsche Umwelt-Aktion“ als freie Mitarbeiterin im Einsatz ist.

Als Sponsoren der morgendlichen Veranstaltung treten neben dem bekannten Pidinger BMW-Autohaus auch die Sparkasse Berchtesgadener Land auf. Herr Hinterstoißer von der Marketing-Abteilung der Bank ist eigens zu dem Vortrag gekommen. Die DUA, so die Abkürzung für die Deutsche Umwelt-Aktion, wurde bereits 1958 mit dem Ziel ins Leben gerufen, den Gedanken des Naturschutzes in den Schulbereich zu tragen.
Seit dieser Zeit führen engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie Frau Lunghamer Umweltunterricht in Kindergärten, Grundschulen und auch an weiterführenden Schulen zu verschiedenen Themenbereichen durch. Die Schüler sollen lernen, Rücksicht zu nehmen auf Boden, Wasser, Luft, Tiere und Pflanzen.
Unter dem Stichwort „Green Mobility“ beginnt die Referentin ihren Vortrag. Die innovative Mobilitätsplattform, die einen übersichtlichen Vergleich verschiedener Verkehrsmittel mit Hilfe von Echtzeitdaten anstellt, berechnet eine schnelle und preisgünstige Anreise von A nach B. Die Kernfrage ist: „Wie wollen wir in Zukunft unterwegs sein, ohne Lebensgrundlagen zu zerstören“, so die Expertin für Umweltschutz.
Für Deutschlands Pendler bleibt das Auto die klare Nummer eins für die Fahrt zur Arbeit: Zwei Drittel der Erwerbstätigen, das entspricht 68 Prozent, fahren nach eigenen Angaben mit dem Pkw in die Werkstatt oder ins Büro.
Gerade einmal gut 13 Prozent nutzten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel wie Bus, Straßenbahn, U-Bahn oder Zug für den Arbeitsweg. Auf das Fahrrad für die Fahrt zum Arbeitsplatz setzt sich regelmäßig jeder zehnte Erwerbstätige.
Trotz aller Appelle von Klimaschützern und Bemühungen der Politik, mehr Menschen dazu zu bringen, das Auto stehen zu lassen, steigt die Zahl der Pkw-Zulassungen deutlich an. Zum Stichtag 1. Januar 2021 waren 48,2 Millionen Pkw in Deutschland zugelassen und damit 14 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. "In den privaten Haushalten ging der Trend in den vergangenen zehn Jahren offenbar zum Zweit- oder Drittwagen", so die Statistiker.
Dies bestätigt auch eine Umfrage, die die Referentin mit den Schülern durchführt. Das Auto habe im Alltag schon immense Vorteile, so Lunghamer. „Wir können es nicht einfach abschaffen.“ Aber: Der aktuelle Verkehr gefährde unsere Lebensgrundlage, so die Umweltpädagogin.
Doch wie wird die Zukunft der jungen Leute, die das Thema aufmerksam verfolgen und die jetzt eine achte Klasse besuchen, künftig aussehen? Wie werden sie in wenigen Jahrzehnten leben, wie ihre Welt gestalten, wie werden sie sich fortbewegen? Ist die E-Mobilität das Fortbewegungskonzept der Zukunft? Nicht nur die von der Bundesregierung angepeilte Mobilitätswende, sondern auch das wachsende Umweltbewusstsein der Menschen regt den Trend zum E-Auto weiter an.
Und als Frau Lunghamer in ihrem Mini davonrollt, bemerkt man dies kaum. Mit ihren 184 PS unter der Haube und dem kaum wahrnehmbaren Fahrgeräusch schlägt sie fast unbemerkt den Weg zurück nach Piding ein. Und manchmal ist es schon ein bisschen unwirklich, wenn man ein nicht vorhandenes Geräusch als „auffallend“ bezeichnet?

Johannes Vesper