Das war eine spannende Exkursion mit unserem Ethiklehrer, Herrn Schinwald, der den Besuch der Salzburger Synagoge sowohl für die Ethikschüler aus der Jahrgangsstufe 9 als auch denen aus der Jahrgangsstufe 10 anbot. Der Blick über die Grenze hat sich gelohnt, erfuhren wir doch viel Interessantes, Spannendes, aber auch Grausames zum jüdischen Leben gestern und heute.

Zuerst wurden wir kontrolliert, bevor wir rein konnten, eine nette ältere Dame hat uns empfangen und uns erstmal etwas über die Gebote im jüdischen Glauben erzählt. Erst später erfuhren wir, dass es sich bei der Dame um Hanna Feingold handelte, der Präsidentin der Salzburger Juden. Nach dem Tod von Marko Feingold, der im September 2019 als damals ältester Holocaust-Überlebender Österreichs mit 106 Jahren verstorben ist, hat seine Witwe Hanna seine Aufgaben als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg übernommen. In Salzburg zählt die Gemeinde derzeit rund 70 Mitglieder.
In der Synagoge findet man keine Bilder wie in einer christlichen Kirche. Die Dame erzählte uns etwas über alte Kirchen und deren verschiedene Ausrichtungen. Synagogen sind immer Richtung Osten orientiert. Dann erfuhren wir etwas über die Geschichte der Juden in Salzburg.
So zum Beispiel, dass die Häuser in einer Linie stehen, mit Ausnahme der Synagoge. Sie hat zum Beispiel den Garten vorne, nicht wie alle anderen Häuser, da die Bauordnung es so vorschrieb, dass evangelische und jüdische Gebäude verschiedenartig gebaut werden mussten, um das „katholische Auge“ nicht zu stören. Interessant zu erfahren war auch, dass die Verlängerung der Getreidegasse eine Straße namens Judengasse hat und sie ergänzte etwas über jüdische Städte, wie zum Beispiel Köln.
Die erste Synagoge in Salzburg befand sich in einer Biegung der Judengasse, dort steht heute ein Hotel. Dass Juden sich einmal in der Woche reinigen müssen, erfuhren wir, aber da man hier viel Bergwasser hat, waren die Bedingungen dafür optimal. 1498 geschah die Vertreibung der Juden aus Salzburg. Dazu ein Zitat des damaligen Erzbischofs: „Nie wieder sollen Juden sich im Land Salzburg ansiedeln.“ Juden durften damals Handel treiben, aber sich nicht in irgendeiner Stadt niederlassen. Sie mussten sich am Judentor registrieren lassen, bevor sie Salzburg betreten durften.
1867 erfolgte die Erstellung des Grundgesetzes. Die Frau Feingold zeigte uns Bilder, wie ein Jude aussah. Die erste Person jüdischen Glaubens, die sich in Salzburg ansiedeln wollte, wandte sich an die Militärbehörde, da sie vom Gemeinderat abgelehnt wurde und durfte sich danach tatsächlich in Salzburg niederlassen.
1901 wurde die Synagoge, die wir gerade besuchten, gebaut und eingeweiht. Nach dem Anschluss 1938 an Deutschland wurde das Gebäude arisiert und an die Polizei verkauft, die es weitervermietet hat. Am Ende des Krieges 1945 wollten die Juden die Synagoge zurückhaben, aber das Bauwerk war total zerstört worden. Weitere 20 Jahre später, so werden wir gewahr, wurde es erst wieder als Gotteshaus genutzt, dank eines Mäzens aus den USA.
Wir erfuhren viel über die Geschichte der Juden in Salzburg und Umgebung. Der Vortrag war sehr interessant, lebendig und wir haben viel gelernt. Schließlich war Frau Feingold unmittelbar vom Holocaust betroffen. Rasend schnell verging die Zeit. Unsere Fremdenführerin gab uns ein paar Bücher, die wir uns anschauen sollten und sie zeigte uns das Papier der Juden, auf dem die Tora geschrieben wurde: das Pergament.

Dominique Höland, 9 b/ J. Vesper